Chung-Ang Universität SS21 Tobias W.

Mein Auslandssemester verbrachte ich an der Chung-Ang University (CAU) in Seoul. Der Beginn meiner Reise nach Seoul begann in Essen über die hochschulinterne Organisation IS:link, die den Kontakt zur CAU in Südkorea herstellte. 

Vorbereitung
Für das Studium in Seoul benötigt man ein Studentenvisum, das man als Student aus Deutschland kostenlos erhält. Sie benötigen folgende Unterlagen: Reisepass, Passfoto, Erklärung der Bank zur finanziellen Absicherung, Confirmation of Visa Issuance (Dokument wird von der CAU ausgestellt). Mit diesen Unterlagen ist der Antrag bei der koreanischen Botschaft schnell erledigt. Aufgrund der Corona-Pandemie verlief das Ausstellungsverfahren jedoch etwas anders als sonst. Ich erhielt meine Visabescheinigung online und zeigte sie bei der Einreise nach Korea vor.

Die CAU schickt recht früh eine Liste mit Kursen, von denen Sie einige für Ihr Learning Agreement auswählen müssen. Sprechen Sie mit der UDE darüber, welche Kurse Sie wählen können, damit Ihnen am Ende alle Kurse angerechnet werden. An der CAU habe ich die folgenden Kurse belegt: Behavioral Finance, Introduction To International Development und Elementary Korean Language.

Schon bevor du nach Seoul fliegst, solltest du wissen, ob du im universitätseigenen Wohnheim auf dem Campus wohnen möchtest. Die CAU wird Ihnen eine Nachricht schicken, mit der Sie sich online für einen Platz im Wohnheim bewerben können (wer zuerst kommt, mahlt zuerst). Ich kann das Wohnen im Wohnheim nur empfehlen, da dort viele Austauschstudenten und Koreaner wohnen. Voraussetzung ist allerdings, dass Sie einen Tuberkulosetest machen, dessen Ergebnis Sie an die CAU schicken. Die Kosten dafür werden nicht von der Krankenkasse übernommen und belaufen sich auf etwa 75 €.
Im Allgemeinen informiert die CAU regelmäßig per E-Mail über den Ablauf des Semesters und die nächsten Schritte. Sie verschickt auch einen Leitfaden, in dem man bereits viele nützliche Informationen über das Campusleben und Korea erhält.

Wenn man als Austauschstudent in Korea leben möchte, braucht man auf jeden Fall eine Reisekrankenversicherung. Ich habe meine recht günstig bei der HanseMerkur abgeschlossen, die mir auch bestätigt hat, dass alle Kosten, die durch Covid-19 entstehen, übernommen werden. Der letzte Schritt vor der Reise ist ein negativer PCR-Test, dessen Ergebnis man vor der Abreise vorweisen muss. Mit dem Visum und dem PCR-Testergebnis in der Hand geht es dann ab nach Seoul.

Ankunft und Quarantäne
Die Ankunft in Südkorea ist definitiv anders als bei meinen früheren Reisen in andere Länder. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten wir viele Kontrollpunkte passieren, wo wir über die bevorstehende Quarantäne informiert wurden. In Südkorea muss man bei der Einreise eine 14-tägige Quarantäne einhalten, die man entweder in einer von der Regierung bereitgestellten Einrichtung oder in einer Unterkunft seiner Wahl (z. B. Airbnb, Wohnheim) verbringen kann. Nachdem wir offiziell nach Südkorea eingereist waren, wurden wir von einem Quarantäne-Taxi zu einem Testzentrum gefahren, wo erneut ein PCR-Test durchgeführt wurde. Man muss sich eine App auf sein Smartphone herunterladen, in die man täglich seine gemessene Temperatur und eventuelle Symptome eingeben muss. Die App überwacht auch, ob man die Wohnung verlässt. Schließlich wurden wir zur Quarantäne in das Wohnheim gefahren. Die CAU versorgte uns dreimal am Tag mit Essen und Wasser. Nach 14 Tagen wurde ein letzter PCR-Test erforderlich. Das negative Testergebnis war gleichzeitig der Startschuss für mein Auslandssemester.

Kurswahl und zeitlicher Einsatz
Zu Beginn des Austauschsemesters wählt man seine Kurse online aus. Dabei gibt es Fristen zu beachten, denn die Kursvergabe erfolgt nach dem Prinzip "Wer zuerst kommt, mahlt zuerst". Wenn Sie sich an der CAU einschreiben, werden Sie einem Fachbereich zugewiesen. In meinem Fall war dies die Chung-Ang Business School. Das schränkt Ihre Kurswahl ein, so dass Sie in der Regel keine Kurse außerhalb Ihres Hauptfachs wählen können. Meine Kurse wurden aufgrund der Pandemie online abgehalten. Je nach Kurs handelt es sich entweder um Zoom-Meetings oder aufgezeichnete Vorlesungen mit Aufgaben. Die Kurse werden auf Englisch angeboten und finden in der Regel ein- oder zweimal pro Woche statt. Das Arbeitspensum hängt stark von den einzelnen Professoren ab. Es lohnt sich, vor der Wahl eines Kurses die Syllabi der Kurse durchzulesen, da dort auch der erwartete Umfang angegeben ist. Im Allgemeinen kann ich sagen, dass die Arbeitsbelastung in meinen Kursen gut ausgewogen war. Die Professoren sind sehr hilfsbereit und nehmen sich Zeit für die Fragen der Studenten. Die Kommunikation findet auf Augenhöhe statt, was sehr angenehm ist. Der Unterricht wird über eine Lernplattform realisiert, auf der man alles leicht an einem Ort finden kann. An der CAU gibt es zwei Prüfungsphasen: die Zwischenprüfung und die Abschlussprüfung. Ich hatte insgesamt zwei Klausuren, eine Präsentation und zwei mündliche Prüfungen. Man konnte sich auf alles sehr gut vorbereiten, weil die Professoren sehr transparent kommuniziert haben, was die Anforderungen sind.

Studieren und Leben auf dem Campus
Das Campusleben in Südkorea ist anders als in Deutschland. Die CAU liegt auf der Südseite des Han, des Flusses, der durch Seoul fließt. Auf dem Campus gibt es zahlreiche Geschäfte und Dienstleistungen, wie z.B. mehrere Läden, Cafés, Restaurants, Schreibwarengeschäfte, einen McDonalds, eine Bank, einen Friseur und andere. Der Campus selbst war beeindruckend. Er liegt auf einem Berg und besteht aus einer Vielzahl moderner Gebäude. Es ist sehr authentisch und gleichzeitig günstig, dort in den Wohnheimen zu leben. Es gibt zwei Gebäude, die miteinander verbunden sind. Das Wohnheim ist nach Geschlechtern getrennt. Ein Zimmer ist in zwei identische Hälften mit einem Bett und einem Schreibtisch, einem Regal und Stauraum unterteilt. Außerdem gibt es einen großen Kleiderschrank und ein Badezimmer mit separater Dusche und Toilette. Normalerweise bewohnen zwei Studenten ein Zimmer. Während der Pandemie hatte ich das Zimmer jedoch für mich allein. Auf jeder Etage des Wohnheims gibt es einen Gemeinschaftsraum mit Kühlschrank, Wasserkocher, Mikrowelle, Bügelbrett und Bügeleisen. Der Gesamtpreis für die Unterbringung im Wohnheim betrug etwa 1250 € für 4 Monate. Günstiger kann man in Seoul unter diesen Umständen nicht wohnen, und ich kann jedem empfehlen, für die Dauer des Auslandssemesters dort zu wohnen.

Es gibt zwei Mensen auf dem Campus, in denen man jeden Tag eine Mahlzeit mit Beilagen für 2-4€ bekommt. Das Essen dort ist okay, aber ich würde empfehlen, die Nachbarschaft in Heukseok zu erkunden, da man hier gute und günstige Restaurants ab 5€ pro Mahlzeit findet. Wasser ist immer kostenlos. In Korea wird nur selten zu Hause gekocht. Man trifft sich hauptsächlich mit Freunden oder Kollegen in Restaurants und isst gemeinsam. Außerdem werden koreanische Gerichte oft in der Mitte des Tisches serviert, so dass sich alle das Gericht teilen. Meine koreanischen Lieblingsgerichte sind: Jjimdak (찜닭), Tteokbokki (떡볶이), Koreanisches BBQ, Gimbap (김밥). In Korea gibt es auch westliches Essen wie Pizza, Pasta oder Burger. Allerdings ist dies in der Regel teurer als koreanisches Essen.

Die CAU stellt jedem Studenten einen Ansprechpartner (Global Ambassador, GLAM) zur Seite, den man alles fragen kann. Das war vor allem am Anfang sehr hilfreich, als die koreanischen Behörden einen Ansprechpartner brauchten. Da man bei der Einreise normalerweise keine koreanische Nummer hat und man eine Kontaktperson angeben muss, konnte mir mein GLAM sehr helfen.

Das Alltagsleben in Seoul
Dinge des täglichen Bedarfs kann man sehr gut entweder in dem im Wohnheim integrierten Convenience Store oder in nahe gelegenen Märkten und Drogerien kaufen. Solche Läden findet man an jeder Ecke und sie bieten alles, was man braucht. Für Obst und Gemüse würde ich den örtlichen Markt empfehlen, und es kann sich auch oft lohnen, in koreanische Supermärkte zu gehen, die nicht zu einer großen Kette gehören. Von der CAU ist es nicht weit nach Gangnam, einem trendigen, etwas teureren Viertel. Bemerkenswerte Stadtteile für Studenten sind Hongdae (Bars, Clubs, Spielhallen), Yeonnam (tolle Restaurants, Cafés, Bars) und Itaewon (international). Insgesamt empfand ich Seoul als eine dynamische und pulsierende Metropole. 

In Südkorea ist die Währung der koreanische Won. Grob gesagt, entsprechen 1000 Won 0,75 Euro. Bevor man nach Südkorea reist, sollte man sich auf jeden Fall eine Kreditkarte in Deutschland besorgen und darauf achten, dass die Bank keine Fremdwährungsgebühren beim Bezahlen oder Abheben am Geldautomaten erhebt, sonst muss man bei jeder Transaktion Gebühren zahlen. Ich habe zum Beispiel Revolut benutzt, das ich mit meinem deutschen Bankkonto verknüpft habe, und hatte in Korea keine größeren Probleme. Es kann jedoch von Vorteil sein, eine zweite Kreditkarte dabei zu haben, falls die erste nicht funktioniert, denn das kommt durchaus vor.

Für alltägliche Dinge brauchen Sie auf jeden Fall eine koreanische Handynummer. Sie werden diese Nummer oft in verschiedenen Situationen angeben müssen. In der Nähe des Campus gibt es einen Chingu-Mobile-Laden (친구통신), in dem Sie eine koreanische SIM-Karte für etwa 12 € pro Monat mit unbegrenztem Datenvolumen und kostenlosen Anrufen/SMS bekommen können. Es ist sinnvoller, sich in Südkorea eine koreanische Nummer zu besorgen, da die Angebote besser sind als in Deutschland.

Wenn Sie mit Bus und Bahn in Seoul unterwegs sind, benötigen Sie eine Tmoney-Karte. Das ist eine wiederaufladbare Karte, die Sie überall kaufen können. Sie benutzen sie, bevor Sie in die U-Bahn einsteigen, sowie in den Bussen, wenn Sie ein- und aussteigen. Die öffentlichen Verkehrsmittel in Seoul sind sehr günstig: eine Fahrt kostet etwa 1 Euro. Wenn Sie zu zweit oder mit mehreren Personen unterwegs sind, ist ein Taxi eine günstige Alternative! Wenn Sie in Südkorea ein Auto mieten möchten und keinen internationalen Führerschein haben, können Sie Ihren deutschen Führerschein auf einen koreanischen umschreiben lassen.

 

Zu Beginn Ihres Aufenthalts in Südkorea sind Sie noch nicht vollständig von der Regierung anerkannt. Einige Wochen bis Monate nach Ihrer Ankunft erhalten Sie Ihre Alien Registration Card (ARC), einen Ausweis, der Sie als in Korea lebenden Ausländer ausweist und Ihnen verschiedene Privilegien ermöglicht, wie z. B. die Eröffnung eines koreanischen Bankkontos. Mit einem koreanischen Bankkonto können Sie zum Beispiel leichter online bestellen. Aufgrund der Organisation der Universität dauerte es jedoch zwei Monate, bis ich mein ARC erhielt.

In ganz Südkorea können ältere Menschen oft nur einfache Englischkenntnisse oder Redewendungen. Es kommt aber auch oft vor, dass sie gar kein Englisch sprechen. Daher ist es sinnvoll, im Vorfeld etwas Koreanisch zu lernen. Die CAU bietet zwar auch Sprachkurse an, aber zumindest in Deutschland schadet es nicht, die koreanischen Schriftzeichen zu lernen. 

In Korea habe ich ein paar Apps benutzt, die mir den Alltag erleichtert haben. Ich benutze KakaoTalk für die Kommunikation, Naver Map und KakaoMetro für die öffentlichen Verkehrsmittel und Papago und NaverDict für die Übersetzung. Diese Apps helfen mir ungemein, mich zurechtzufinden!

Fazit
Ich habe meinen Aufenthalt in Seoul wirklich genossen. Es war eine tolle Zeit, in der ich neue Freunde kennengelernt und viel über mich selbst gelernt habe. Ich werde Südkorea als ein Land in Erinnerung behalten, das sehr gastfreundlich und interessiert ist. Auch wenn man die Einheimischen nicht immer versteht, da sie oft kein oder nur rudimentäres Englisch sprechen, sind sie herzlich und hilfsbereit. Das Leben in einem Land, dessen Sprache man nicht spricht, ist eine besondere Situation. Dennoch habe ich mich in Südkorea schnell zu Hause gefühlt. Das Land hat für mich Ähnlichkeiten und Parallelen zu Deutschland. Ich glaube nicht, dass man in Südkorea einen Kulturschock erleidet, solange man offen ist und sich auf neue Situationen einlässt. Ich bin auch meinen koreanischen Freunden sehr dankbar für die Hilfe, die sie mir gegeben haben. Ich weiß, dass ich in Südkorea großartige Menschen kennengelernt habe, die mir treu bleiben werden.

Das Studium und das Campusleben an der CAU war für mich eine einzigartige Erfahrung. Den Kontrast zur deutschen Hochschulkultur zu erleben, empfinde ich als bereichernd. Ich schätze mich glücklich, dass IS:Link den Kontakt zu Universitäten in Korea hergestellt hat, so dass ich den letzten Teil meines Masterstudiums in Südkorea in vollen Zügen genießen konnte.

Tobias W.